Isabella Straub

Der Female Gaze ist ein Human Gaze.

Das ist Isabella Straub:

Eine waschechte Wienerin, die in diesem Jahr (2024) die Stadtschreiberin der Hansestadt Hamburg war.

Ich lernte Isabella in der Galerie der Gegenwart bei einer gemeinsamen Lesung mit den Fantastischen Teens unter der Moderation von Linda Zervakis kennen.

Isabella Straub war so freundlich  für sich und ihre Arbeit  die Perspektive des FEMALE GAZE einzunehmen.

  1. Was bedeutet für dich der Female Gaze?

Ein interessanter Begriff. Inwieweit unterscheidet sich der weibliche vom männlichen Blick? Und tut er das von Beginn an oder ist er das Ergebnis von Sozialisation? Ich bin ja davon überzeugt, dass alle menschlichen Wesen, egal welchen Geschlechts, mehr eint als trennt. Andererseits glaube ich, dass das Subjekt, zu dem man „ich“ sagt, sich im Laufe des Lebens mehrmals – um nicht zu sagen: ständig – neu zusammensetzt. Ich bin nicht dieselbe, die ich vor fünf Jahren war, die sich wiederum von der unterscheidet, die ich vor zwanzig Jahren war. Die Bücher, die ich vor zehn Jahren geschrieben habe, würde ich heute nicht mehr so schreiben. Mehr noch: Ich habe damit nichts mehr zu tun. Ganz nach Rimbaud: „Ich ist ein anderer“.
Das bedeutet auch, dass mein Blick vor zehn Jahren ein anderer war als er es heute ist. Das, was ich damals wahrgenommen habe, gilt heute nicht mehr in derselben Weise. So ist auch weibliche Blick ein ständig sich neu zusammensetzender, der sich aus Erfahrungen, Wertvorstellungen und -urteilen, Erinnerungen und dem kollektiven Unbewussten speist.    

2. Wer hat dich und deine literarische Arbeit geprägt?

Ganz am Anfang meines Schreibens stand Zeruya Shalevs Roman „Liebesleben“. Das war wie eine Epiphanie. Mein Ex hat mir das Buch vor vielen Jahren zu Weihnachten geschenkt, das weiß ich noch. Ich erinnere mich an das Erstaunen, das mich erfasst hat beim Lesen dieser sprudelnden, melodiösen Prosa. Was für Sätze! Was für ungewöhnliche Bilder! Das ist natürlich auch der wunderbaren Übersetzung aus dem Hebräischen von Miriam Pressler geschuldet, die leider nicht mehr lebt. Sie sagte dazu: „Beim Übersetzen komme ich mir vor wie ein Musiker, der eine fremde Komposition interpretiert. Für mich ist das Übersetzen nicht nur eine der schönsten, sondern auch eine der wichtigsten Tätigkeiten, die es gibt. Übersetzte Texte können Aufgaben übernehmen, die die eigene Literatur nicht leisten kann. Bücher aus fremden Literaturen bauen Fremdheiten ab, wir erweitern durch sie unseren – nicht nur literarischen – Horizont.“ Seit Pressler (die auch Autorin war) nicht mehr übersetzt, ist Shalev für mich unlesbar geworden. Daran sieht man auch, welchen nicht zu überschätzenden Wert ÜbersetzerInnen haben.
Die Bücher, die mich heute faszinieren, sind die, die nicht die Welt verdoppeln, in der wir leben, sondern jene, die mir eine vollkommen andere Welt zeigen, durch die ich unsere Welt besser verstehen kann. Im Moment sind das etwa die Stories des US-Amerikaners George Saunders oder die Romane des rumänischen Autors Mircea Cărtărescu. Am meisten gelernt übers Dialog-Schreiben habe ich übrigens von Miranda July.

©Unsplash


3. Kann der Female Gaze auch von Männern eingenommen werden?

Die Frage ist doch: Kann irgendwer den Blick einer/eines anderen einnehmen? Ich z.B. versuche, den Male Gaze nachzuvollziehen, wenn ich aus der Perspektive eines Mannes schreibe. Dasselbe wird auch passieren, wenn ein männlicher Autor aus Frauenperspektive schreibt. Also: Ja, der Female Gaze kann auch von Männern eingenommen werden.

4. Könnten deine Texte auch von einem Mann geschrieben werden?

Ich glaube grundsätzlich nicht, dass ein Text von jemand anderem als der Autorin/dem Autor geschrieben werden kann.

5. Was wäre das erste, was du als Bundeskanzlerin veranlassen würdest?

Bezahlbaren Wohnraum mit Spezialförderungen für Wohn-Experimente.

6. Wie erlebst du das Thema Familienplanung als Autorin?

Das ist bei mir ja schon lange her. Und es war nicht einfach. Schreibzeit war gestohlene Zeit. Viele Angebote für AutorInnen, vor allem Residenzen, hätte ich nicht wahrnehmen können, die waren für mich als Alleinerzieherin völlig Out of reach. Schön finde ich daher, dass es heute Initiativen gibt wie „Other writers need to concentrate – Netzwerk schreiben & care“, die u.a. spezifische Angebote für AutorInnen mit Kindern auflisten und Bewusstsein schaffen.

7. Reagieren Männer und Frauen unterschiedlich auf deine Texte? Wenn ja, wie?

Jede/r mit seinem Blick. Ein Mann hat mir mal gesagt, dass ich die Männerperspektive so realistisch geschildert habe. Das hat mich sehr gefreut. Weil es ja auch zeigt, dass der Female Gaze ein Human Gaze ist.

8. Was wir über dich wissen müssen…

Ich habe das Stricken wiederentdeckt. Sehr meditativ!

9. Was schließt der Literaturbegriff für dich ein – was schließt er aus?

Eine Frage der Intention. Glückskekssprüche und Beipackzettel würde ich jetzt nicht als Literatur bezeichnen, wenn aber etwa AutorInnen sie konzipieren, dann werden sie zu solcher. Natürlich nicht immer und notwendigerweise – was ich meine ist, dass die Gattung letztlich unerheblich ist. Ich denke dabei etwa an die literarischen „Bergdoktor“-Heftchen von Marlene Streeruwitz oder an Clemens Setz, der gerade bei Suhrkamp seine Twitter-Gedichte veröffentlicht hat („Das All im eignen Fell“).

©Unsplash


10. Gibt es genderspezifische Aspekte in deinen Texten?

Ich denke schon. Im Grund genommen geht es in Geschichten immer um Verwandlung. Etwas verwandelt sich von einer Form in eine andere. In meinem letzten Romanprojekt hatte ich als Protagonistin u.a. eine 63jährige Hausmeisterin; eine Frau, mit der mich oberflächlich nicht viel verbindet. Beim Schreiben merkte ich dann, wie wichtig es war für sie, sich zu verwandeln, eine anderen zu werden. Das hört doch nie auf! Wir sind nie „fertig“, wir haben uns nie genug verwandelt. Ich habe mir quasi mein eigenes Role Model erschrieben. Denn wir Frauen haben nicht viele Vorbilder, die uns zeigen, wie man gut und frei altert. Das ist ein Thema, das mich fasziniert.


11. Beschreibe deinen literarischen Schaffensprozess…

Hinsetzen, Laptop einschalten, sitzenbleiben. Dazwischen: Inspiration einholen. Meine größte Quelle dafür ist die zeitgenössische bildende Kunst.


12. Als Stadtschreiberin für Hamburg hast du einen frischen und unverbrauchten Blick auf die Stadt. Was fällt dir auf?
Hintergrund – Recherche des FEMLE GAZE:
Gerade in Wien wurde in den letzten zwanzig Jahren die Stadt nach feministischen Gesichtspunkten geplant.
Hierbei geht es unter anderem um kurze Wege, breite Gehsteige, flexible Grundrisse für Wohnungen und die Nutzung von Parks. Städte sind meist an dem Modell: Mann fährt mit dem Auto zur Arbeit, muss bequem und einfach dorthin kommen. An alle anderen, die in der Stadt den Alltag gestalten, egal ob Mann oder Frau, wurde nicht gedacht. Dementsprechend sind die Gehsteige zu schmal für einen Kinderwagen, einen Erwachsenen, der diesen schiebt und dem älteren Kind, das an der Hand läuft.

Frage: Welche Note würdest du Hamburg aus weiblicher Perspektive geben? Und warum?

Antwort von Isabella Straub: Ich verfolgte die zeitgenössische Baukultur mit großem Interesse. Das Wiener Architekturzentrum AZW ist da sehr gut aufgestellt und zeigt regelmäßig die PreisträgerInnen großer Wettbewerbe, etwa des „Mies van der Rohe Awards“. Man wird mitunter den Eindruck nicht los, von feindlicher, kommunikationszerstörender Architektur umgeben zu sein, die Begegnung nicht fördert, sondern aktiv verhindert. Da tut es gut, Alternativen zu sehen.
Wenn ich zurückdenke an Hamburg, dann habe ich eins vor Augen: grün. Der Blick in Baumkronen. Die vielen Alleen und Parks.

Isabella Straub in Hamburg


Erst kürzlich habe ich ein aufschlussreichse Sachbuch gelesen: „Psychogeographie – Wie die Umgebung unser Verhalten und unsere Entscheidungen beeinflusst“. Autor und Neurowissenschaftler Colin Ellard führt den Erholungseffekt, der dadurch entsteht, dass wir auf Grün schauen, auf die fraktalen Eigenschaften der Natur zurück, auf ihre Selbstähnlichkeit. Durch einen Naturraum bewegen wir uns „unwillkürlich aufmerksam“, unser Nervensystem kann sich beruhigen, während wir in einer Stadt ständig selektiv aufmerksam sein müssen, um Gefahren schnell zu erkennen.

In Hamburg habe ich in der Nähe einer stark befahrenen Kreuzung gewohnt, an der sich drei Straßen gekreuzt haben. Wollte man auf die andere Seite, musste man mehrere Fahrbahnen mit kurz geschalteten Ampeln und unterschiedlich verlaufende Fahrradwege überqueren. Ich erinnere mich an ein Schild, das diese Kreuzung „als eine der gefährlichsten Kreuzungen für sehbehinderte Menschen überhaupt“ ausgewiesen hat. Es war tatsächlich so, dass man auch als Sehende/r extrem aufpassen musste, nichts und niemanden zu übersehen. Das ist es, was in einer städtischen Umgebung Stress erzeugt. Und dann gab es da noch den Blick aus der Wohnung auf Laubbäume. Das genaue Gegenteil.


Hamburg würde aus meiner weiblichen Sicht eine sehr gute Note von mir erhalten. Nie habe ich mich unsicher gefühlt. Ich finde die Lebensräume in der Stadt wunderbar abwechslungsreich: Grün, Wasser, alt, neu. Und, was mir wichtig ist: Es gibt zahlreiche Aufenthalts- und Arbeitszonen ohne Konsumzwang wie die Bücherhallen, die Staatsbibliothek, den Freiraum im Museum für Kunst und Gewerbe, den Kreativplaneten Jupiter etc. Auch das ist Lebens- und Aufenthaltsqualität.  

Isabella Straub liest am Elbstrand zu „Dichter an der Elbe“. Ein Lesungs-Format des Writers Room. Fotocredit: Hartmut Pospiech

Vielen Dank, liebe Isabella, dass du den FEMALE GAZE über dich und deine Arbeit für uns eingenommen hast.

Und… am 24.02.2025 erscheint Isabella Straubs neuer Roman:

Nullzone

Zudem liefert Isabella  Creative Writing-Häppchen direkt auf euren Bildschirm, live und in Farbe. Mini-Workshops, die sich „Textsushi Brunch“, „Textsushi Takeaway“ oder „Running Textsushi“ nennen. Für den größeren Schreibhunger wird es Textsushi-Rollen und Bento-Boxen geben.

Wer direkt Appetit bekommt, der möge sich bei Isabella per PN über ihr Instagram-Profil: @isabella_straub für ihren Newsletter anmelden.

Mehr über Isabella erfahrt ihr auf ihrer Website: Isabella Straub.

Claudia Christoffel

Ich als Künstlerin bin also -ob ich will oder nicht – zurzeit eine Nebenwirkung in der Kunstgeschichte.

Das ist Claudia Christoffel:

Geboren in Lübeck. Lebt in Bremen.

Claudia nimmt für sich und ihre Arbeit durch 11 Fragen die Perspektive des FEMALE GAZE ein.

  1. Was bedeutet für dich der Female Gaze?

Female Gaze bedeutet für mich, ein weiblicher Blick auf die Welt. Das kann bedeuten, dass Frauen im Mittelpunkt der Erzählung, des Films oder des Kunstwerks stehen und wie handelnde Subjekte agieren. Im Gegensatz dazu stellt der Male Gaze nach Laura Mulvey Frauen ausschließlich als potentielle sexuelle Partnerinnen und Objekte des männlichen Vergnügens dar.

2. Wer hat dich in deiner Kunst geprägt?

Valie Export mit ihrer „Aktionshose Genitalpanik“ von 1968 hat mich als Kunststudentin sehr beeindruckt. Später habe ich sie auch einmal in einem performativen Künstleringespräch erleben dürfen. Das war großartig. Ähnlich ging es mir mit den Arbeiten von Tracey Emin und Sarah Lucas. Alle drei Künstlerinnen durchbrechen mit ihren Arbeiten weibliche Rollenklischees. Das empfand ich als sehr befreiend.

(Und): Jenny Holzer hinsichtlich des Gebrauchs von Schrift in der Kunst.

3. Kann der Female Gaze auch von Männern eingenommen werden?

Ich denke schon. Es braucht dafür Kunstwerke, Filme und Literatur, welche den Female Gaze für Männer erfahrbar machen.

4. Könnte dein Werk auch von einem Mann gemacht werden?

Ich arbeite zu gesellschaftspolitischen Themen. Meine Arbeiten visualisieren Aspekte des Feminismus, Klimawandel und ökonomische Fragen.

Diese Themen sind auch für Männer relevant. Gerade meine Arbeiten zum Klimawandel oder zu ökonomischen Fragen, könnten auch von einem Mann gemacht werden. Meine humorvollen feministischen Statements hingegen, aufgrund meiner Perspektive, eher weniger.

5. Was wäre das erste, was du als Bundeskanzlerin veranlassen würdest?

Die gleiche Bezahlung von Frau und Mann in einem Gesetz manifestieren und die Missachtung mit hohen Geldstrafen für die Unternehmen ahnden.

6. Wie erlebst du Familienplanung als Künstlerin?

Ich bin verheiratet und kann Beruf und Eheleben gut vereinbaren. Mein Mann unterstützt meine künstlerische Karriere. Wir sind ein tolles Team. Eigene Kinder wollten wir nicht.

7.  Reagieren Männer und Frauen unterschiedlich auf deine Kunst? Wenn ja, wie?

Das kann ich so generell nicht beantworten. Sowohl Männer als auch Frauen gefällt oder missfällt meine Arbeit.

8. Was wir über dich wissen müssen…

Ich mache gern Langstreckenwanderungen. Während unserer Flitterwochen sind wir den portugiesischen Jakobsweg gewandert – 260km in 13 Tagen. Das war eine großartige Erfahrung, die uns schwach und stark zugleich gemacht hat. Außerdem gibt es bestimmte Wege, die ich unbedingt noch erleben möchte, wie z.B. den Caminito del Rey in Andalusien, Spanien. Auch möchte ich den gesamten South West Coast Path im Süden Großbritanniens gern laufen. Einen ersten Abschnitt haben mein Mann und ich schon kennengelernt.

9. Gibt es genderspezifische Aspekte deiner Kunst?

Ja, z.B. wenn ich bewusst falsch gendere, wie in meiner Arbeit BOSS*.

10. Beschreibe ein Werk von dir, das dich als Künstlerin repräsentiert…

In der Arbeit „Nebenwirkung“ (2018) sieht man mich in frontaler Ansicht mit selbstbewusstem Blick die Betrachter*innen anschauen, meine rot geschminkten Lippen scheinen leicht zu lächeln und ich trage ein weißes Sweatshirt, auf welches ich das Wort Nebenwirkung in schwarz sticken ließ. Das Werk gibt keine eindeutige Lesart vor. Der Begriff Nebenwirkung, lässt zum einen möglicherweise auf eine Krankheit von mir schließen, welche die Einnahme von Medikamenten erfordert, die leider auch schmerzliche nicht zu vermeidende Wirkungen haben. Zum anderen ist die Frau in der Kunstwelt immer noch unterrepräsentiert. Viele Museen und Sammlungen zeigen nach wie vor weltweit meist Kunstwerke von Männern. Ich als Künstlerin bin also -ob ich will oder nicht – zurzeit eine Nebenwirkung in der Kunstgeschichte.

11. Von wo aus geht dein künstlerischer Weg und wo führt er hin?

Ich gehe immer von der Gesellschaft, in der ich lebe, aus. Ich arbeite mit und an der Gesellschaft. Ich weiß daher auch nicht wohin der Weg führt. Ich reagiere auf das, was um mich herum geschieht. Die Veränderungen, die noch kommen werden, fließen in meine Arbeit ein.

Vielen Dank, liebe Claudia, dass du den FEMALE GAZE über dich und deine Arbeit für uns eingenommen hast.

Wenn Ihr mehr über Claudia Chroistoffel erfahren wollt, dann klickt auf ihre Website

Florence-Marceau-Lafleur

The odour of my work is distinctively female

Let me introduce the french artist Florence-Marceau-Lafleur:
Florence answers to twelve questions about her work in the FEMALE GAZE.
(If you wish a German translation, please scroll down.)

Florence Marceau-Lafleur, Paris, 1988
lives and works in Haarlem, the Netherlands

portrait picture - florence marceau lafleur

1. What does the Female Gaze mean to you?

There are two responses that come to mind when I read your question. One of them is the counterpart of the ‚male gaze’, that is, an objectifying way of looking at women that deprives them of any agency. In this way, I understand the female gaze as a way of looking at women as peers/equals. The other response is more personal. I have noticed that many women, in particular fellow artists, have a specific relationship with touch and vision, as if they could touch with their eyes. I remember several conversations with women in which we evoked a form of scopophilia that would not stem from the distancing between the self and the other but from the perceived union of both. Endowing viewing with the same reciprocity as touch seems quite female-specific to me. But it is also a way to look beyond women/men relations and to build a relation to the world that also involves things and our own ‚thingness‘ within it.

7 iconophilia florence marceau lafleur
iconophilia florence marceau lafleur


2. Who influenced you and your artistic work?

Of course other artists, such as Femmy Otten, Thierry de Cordier, Tacita Dean, Rebecca Horn, Juul Kraijer, Martin Assig, and many nameless artists. Writers like Hervé Guibert, Virginia Woolf, Roland Barthes, Simone Weil, Emily Dickinson, Marguerite Duras, Catherine Millet, Francis Ponge. Researchers like Vinciane Despret, Jack Hartnell, or Philippe Descola. Often I am interested in people exploring non-modern relationships between body and world.

2 studio situation with man among nature
studio situation with man among nature


3. Can the Female Gaze also be taken by a man?

If we understand it as a way of looking at women as peers/equals, yes, I think it is possible – yet rare. If we understand the female gaze in a more ‘tactile’ way, I never discussed this topic with men, while I often did with women. Perhaps men do, but discussing this with a woman might be transgressive. From his writings, Maurice Merleau-Ponty seemed to experience this reciprocal, almost tactile way of gazing at the world. Conversely, I observe the harshness of the objectifying gaze in women too – at times, I can recognise it in myself.

on touche avec les yeux draft
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4. Could your (artistic) work also be done by a man?

No, I don’t think so. Virginia Woolf wrote that you should not think about your own sex while making art, but that, without thinking about it, something of your sex comes into your work, something hardly perceptible, like an odour. The odour of my work is distinctively female.

5. What would be the first thing you would do as a chancellor? Which law would you enact?

I think it is extremely important to dispose of one’s own life and body, and I am concerned about the current reactionary trend. Inscribing the right to abortion in the constitution would seem wise to me. The same goes for euthanasia.

6. How do you experience the topic of family planning as a female artist?

In the Netherlands, where I live, there is an increasing focus on the possibility for women to combine their artistic work and motherhood, but I have never had any desire to have a child myself. It is very important, as a female artist, to create a context in which you can find something – something that surprises you. This can include children or not. Motherhood can fuel one’s artistic practice, and in recent years, I have seen impressive works made by women about motherly love. It broadens my perspective because it is not an experience of life I have, but I can relate to their experience of total love and cosmic belonging. At the same time, it should not become a new norm or a form of pressure. I think it is important to respect the choice of each individual female artist.

10 eight egg shapes on my full length florence marceau lafleur
eight egg shapes on my full length florence marceau lafleur


7. Do men and women react differently to your art? If so, how?

Although my work is never properly sexual, there is a carnal aspect to it. This sometimes complicates the way it is received, by men in particular. I remember using the word ‘my body’ at an exam at the academy, and a male teacher asked me whether I was aware of the erotic connotations that my phrasing was carrying. The term, and what it referred to, seemed completely natural to me. Of course, this points to the fact that women are still perceived as commodities. Because of this, some women see a transgression in my work that appears corrupt to them. But in general, women relate to my work more easily, probably because there are many experiences we share and because these experiences are rarely symbolised.

8. What we need to know about you…

As an artist, I have always been inspired by fleeting moments of self-dissolution, especially those that are not traditionally represented in the arts (whether religious, psychedelic, or romantic). I have encountered an unusual form of contemplation as I started working as an art model to afford my studies in fine arts. To sit still for many hours a day, I triggered in myself a trance-like state, which made me experience my own body and the surroundings differently. As there was no contemplative imagery from this given place, I grew intrigued, and this became a source of inspiration in my work as an artist.

6 imagined situatio at ars aemuyla naturae florence marceau lafleur
imagined situatio at ars aemuyla naturae florence marceau lafleur


9. What does the concept of art include for you – what does it exclude?

It is not really a question I ask myself, precisely because I have often heard definitions that were primarily meant to exclude others. I prefer looking at things I feel sympathy with, at a certain moment and in a certain place. I call the translation of this sympathy ‘art’, but I don’t want to impose this definition on anyone else.

10. Are there gender-specific aspects in your art?

What inspires me most are moments of self-dissolution, so, when I am focused on my work, I am nothing and nobody. What I make is a resistance to identity, rather than an expression of it. But even then, I perceive the world through a specific perspective, which remains that of a woman.

11. Describe a work of yours that represents you as an artist…

It is not easy to single out one work: the relationships between them represent me.

5 anatomie volatile florence marceau lafleur
anatomie volatile florence marceau lafleur


12. Where does your artistic path start from and where does it lead?

Modelling for art classes had a strong influence on my work at the beginning. There, I got interested in the way contemplation affected the perception of my own body in space. How many times do I need to breathe in to create my own volume? Can I use my own skin surface as an ideal format for two-dimensional works? I pondered these questions while posing, and implemented them in my studio.

3 a single breath florence marceau lafleur
single breath florence marceau lafleur

4 a single breath florence marceau lafleur
a single breath florence marceau lafleur

By now, I am interested in linking these personal experiences with a broader art-historical context, for example, the medieval concept of metric relics. The term refers to the body measurements of Jesus Christ and the Virgin Mary. In the Christian tradition, Jesus and Mary’s bodies are assumed to be in heaven, and for this reason, there are hardly any bodily remains to be worshipped. To overcome this absence, Christians created abstract relics that represented the exact length of their bodies and body parts, sometimes associated with the measurements of their direct surroundings, such as their tombs, the cross, or the instruments of the Passion.

Discovering art historical articles on this topic enthused me, because the metric relics express a way of thinking that is similar to the one I had as a model. I am now working on small reliquaries whose insides are empty, but scaled to my own respiratory volumes. Self-proportioned books of hours are yet to come…

8 a book of hours florence marceau lafleur
a book of hours florence marceau lafleur

Merci Florence for partaking the FEMALE GAZE on your mind and work.

To find out more about Florence Marceau-Lafleur: Take a look on her Website.

And here comes the German translation:

1. Was bedeutet der weibliche Blick für dich?

Beim Lesen deiner Frage, kommen mir zwei Antworten in den Sinn. Eine davon ist das Gegenstück zum „männlichen Blick“, das heißt eine objektivierende Sichtweise auf Frauen, die ihnen jedes Alter entzieht. In diesem Sinne verstehe ich den weiblichen Blick als eine Möglichkeit, Frauen als Gleichgesinnte zu betrachten. Die andere Antwort ist persönlicher Natur. Mir ist aufgefallen, dass viele Frauen, insbesondere Künstlerkolleginnen, eine besondere Beziehung zur Berührung und zum Sehen haben, als ob sie mit ihren Augen berühren könnten. Ich erinnere mich an mehrere Gespräche mit Frauen, in denen wir eine Form der Skopophilie (Schaulust/Voyeurismus) hervorbeschworen, die nicht aus der Distanz zwischen dem Selbst und dem Anderen, sondern auf der wahrgenommenen Vereinigung beider resultiert. Das Betrachten der gleichen Gegenseitigkeit auszustatten wie die Berührung, scheint mir ziemlich frauenspezifisch. Aber es ist auch ein Weg, über die Beziehungen zwischen Frauen und Männern hinauszublicken und eine Beziehung zur Welt aufzubauen, die auch die Dinge und unser eigenes „Ding-Sein“ in ihr einschließt…

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