*TOPIE – Performance – Eine Alternative zur schlichten Lesung

Umso mehr, wünschen sich die meisten Autor*innen, dass ihr Text sichtbar – greifbar wird. Das zu vollziehen ist schwieriger, als zumindest ich es mir gedacht habe.

Bücher und Texte zu schreiben ist eine einsame Sache. Selbst wenn es eine Kollaboration gibt, so sind oft Stunden darin investiert, alleine am Schreibtisch zu sitzen und das, was durch den Kopf und das Herz geht, in die Tastatur zu hacken. Das ist nicht weiter schlimm. Ich kann es auch genießen. Viele Jobs werden so vollzogen.

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© Glenn Carstens Peters

Umso mehr, wünschen sich die meisten Autor*innen, dass ihr Text sichtbar – greifbar wird. Das zu vollziehen ist schwieriger, als zumindest ich es mir gedacht habe.

Wenn jemand malt, können alle, die über gesunde Augen verfügen, das Bild sehen. Man hat ein Ergebnis. Ein Musikstück zu komponieren, führt dazu, dass man es anhören kann.
Beim Schreiben, verlangt man dem anderen viel Aufmerksamkeit ab, um das Ergebnis auf sich wirken zu lassen. Lesen erscheint mir mehr Arbeit für den Rezipienten zu sein, als bloßes Schauen oder Zuhören.

Und doch wird für die meisten Schreibenden ihre Arbeit erst dann wirklich, wenn es ein gedrucktes Buch gibt. Oder bei einer Lesung der Text hörbar wird.

Als Autorin denke ich oft darüber nach, wie es den Zuhörenden geht, wenn ich vor ihnen lese. Denn auch ich, als Publikum in einer Lesung, merke hin und wieder, dass meine Aufmerksamkeit flöten geht. Das kann man dem Publikum nicht verdenken. Aus diesem Grund sind unter anderem Poetry Slams entstanden.

Aber das kann ja nicht das einzige Format sein, hat sich Kathrin Assauer vielleicht gedacht. Kathrin hat mit anderen den Kunst-Off-Space: GEH8 in Dresden initiiert und ermöglicht dort Künstler*innen unterschiedlicher Disziplinen ihrer Kreativität nachzugehen und diese zu präsentieren.

Für das Jahr 2023 entwickelte sie das Dreiteilige Projekt:

*TOPIE – Space is the Case – Publikation – Performance – Ausstellung

Vierzehn Autor*innen aus ganz Deutschland und aus dem Iran verfassten Texte in Form von Kurzgeschichten, Gedichten, Traktaten und Auszügen aus Romanen, die für die Anthologie bearbeitet und erweitert wurden.

Daraus ist ein großartiges Buch entstanden

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…mit Zeichnungen von André Tempel, der auch das Bühnenbild für – und hier kommt die zweite Säule des Projekts – die Performance gestaltete.

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Zudem schrieb Kathrin Assauer aus all den Texten ein Libretto und entwickelte mit den Komponisten Alberto Arroyo und Samir TimajChi eine Komposition.

Dirigiert und einstudiert von Olaf Katzer, werden Passagen des Librettos überlagernd gesungen und gesprochen. So wachsen die Texte ineinander und werden eins, unterbrochen durch die kurzen „konventionellen Lesungen“ der einzelnen Autor/-innen.

Kathrin Assauer

Wir haben mit dem Ensemble Auditiv Vokal Dresden und dem Komponisten/Dirigenten Alberto Arroyo geprobt

Uns über das Buch gefreut

Und auf diesen Abend hingearbeitet…

Die Autorin, Intitatorin, Librettoschreiberin, Buchgestalterin und Kuratorin: Kathrin Assauer applaudiert und Mitglieder des Ensembles Auditiv Vokal Dresden geben den Texten ihre Stimme vor dem Bühnenbild von André Tempel.

Auf jeden Fall haben wir am 22. September 2023 vierzehn unterschiedliche Texte für Ohren, Herz, Hirn und Bauch hör-, sicht- und fühlbar gemacht.
Alles vibrierte…

Dieses dreiteilige Format, insbesondere die performative Lesung, soll als Format etabliert und weitergeführt werden.

…schreibt Kathrin Assauer als RE-SONANZ zum Ende des Buches *TOPIE.
Das wäre auch mein Wunsch. Mehr Möglichkeiten zu erforschen, um Texten eine Bühne zu geben.

…also mache ich mich auf den Weg zu meinem einsamen Schreibtisch, um neue Texte zu entwickeln, die ihren Weg nach außen suchen…

Vielen Dank, liebe Kathrin Assauer, für die Einladung Teil deines Projektes zu sein!
Und Merci Dorothee Schröder, Martina Lenz, Grisella Kreiterling, Marc Matthies, Astrid Stähler, Anja Schwennsen und Ruth G. Gross für die Fotos und, dass wir „Schreibbuddies“ sind.
Terima Kasih, lieber Tim Tobeler, für die Fotos… (as always…)